Ein Highlight im Jahreskalender der Bike-Industrie steht kurz vor der Tür: In wenigen Wochen findet der Design & Innovation Award 2015 statt. Ab Ende nächster Woche wird unser 25-köpfiges Team die spannendsten 2015er-Produkte in Südtirol ausgiebig testen und analysieren. Unsere Mission ist es, die innovativsten und besten Produkte sowie Technologien der Welt auszuzeichnen. Dabei unterstützt uns eine ausgewählte Jury aus sechs internationalen Mitgliedern.

Das dritte Jury-Mitglied, das wir euch hier vorstellen, ist nicht nur leidenschaftlicher Biker, sondern genauso leidenschaftlich auch Bike-Entwickler. Mit abgeschlossenen Studien in Mechanical Engineering und Integrated Product
Development hat der 25 Jahre junge Niederländer bereits für einige bekannte, internationale Bike-Brands gearbeitet und war an der Entwicklung von Award-prämierten Produkten wie dem Ghost AMR RIOT beteiligt. Auch auf dem Bike bringt er jede Menge Erfahrung – und Speed – mit: Seit 13 Jahren am Biken, hat er von Crosscountry über Trial und Downhill bis hin zu Enduro nichts unversucht gelassen. Wir freuen uns, Ruben Torenbeek als Juror begrüßen zu können!

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Wir haben uns mit Ruben zusammengesetzt, um mehr über ihn zu erfahren.

Wer ist Ruben Torenbeek? Kannst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Ruben Torenbeek, ich bin 1989 in den Niederlanden geboren. Die letzten 5 Jahre habe ich in Deutschland gelebt. Ich würde mich als sehr vielseitigen Fahrer definieren, der auch gerne Mal Neues ausprobiert. Selbiges gilt für meine Arbeit und Leidenschaft. Vor kurzem bin ich in die Schweiz gezogen, um bei Scott in der Schweiz als Bike-Entwickler zu beginnen.

Kannst du deinen Bike-Werdegang kurz zusammenfassen?
Gerne. Ich bin in den Niederlanden aufgewachsen und habe dort begonnen, Cross Country zu fahren – Mit 13 oder 14 habe ich bereits die ersten Rennen bestritten. Mit 15 habe ich dann mit Trial begonnen und den Sport für vier Jahre recht intensiv betrieben. Danach bin ich zum Downhill übergewechselt und bin drei Saisons lang verschiedene Rennen gefahren. Die letzten Jahre war ich dann ganz verschieden unterwegs – den meisten Spaß haben mir jedoch augedehnte Enduro-Touren bereitet. Ach ja, und vor wenigen Wochen bin ich mein erstes Endurorennen gefahren und wurde gleich Dritter!

Abseits des Bikens, wofür schlägt dein Herz noch?
Im Winter lasse ich mein Bike gerne mal im Keller stehen und schnappe mir stattdessen mein Snowboard. Es hat einfach etwas Magisches auf einem schneeverhüllten Berg zu stehen – man fühlt sich so klein! Eine weitere Leidenschaft ist natürlich die Entwicklung von Produkten. Es macht einfach Spaß, mit Bikes zu arbeiten.

Epic Rides are one of Ruben's passions
Ruben ist gerne in den Alpen unterwegs

Woher kommt diese Leidenschaft für Bike- und Produktdesign?
Natürlich sitze auch ich, als Ingenieur, die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Arbeit ist sehr theoretisch, doch am Ende all dieser Mühen steht ein Produkt, dass einen aus dem Büro holt und es ermöglicht, für einen Moment abzuschalten. Meiner Ansicht nach muss das perfekte Mountainbike-Produkt den Anwender zurück zum Wesentlichen führen: Einer genialen Zeit mit Freunden auf Trails, draußen in der Natur.

Was war dein Lieblings-MTB-Produkt der letzten 5 Jahre?
Puh, keine leichte Frage! Mir gefällt es sehr, dass die Bikes im Allgemeinen viel vielseitiger werden – aber das ist vermutlich keine wirkliche Antwort auf diese Frage. Vor ein paar Wochen habe ich einen Thomson Vorbau an meinem Bike montiert und dabei gemerkt, dass die Produkte dieser Traditionsfirma sich in den letzten Jahren angenehm wenig verändert haben. Ihre Produkte mögen nicht die leichtesten oder raffiniertesten sein, aber sie sind absolut zeitlos, klasse designed und absolut zuverlässig. Das gefällt mir sehr gut!

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Was hältst du vom Status Quo in Sachen Produktdesign bei Mountainbike Produkten?
Meiner Ansicht nach gibt es nur sehr wenig Produkte, die wirklich gut gemacht sind. Diese Produkte zeichnen sich zum Beispiel durch sehr gute Haltbarkeit aus – so wie die erwähnten Thomson-Sachen. In den letzten Jahren gab es einige innovative Ideen, die für die Fahrer spürbare Vorteile brachten – trotzdem glaube ich, dass viele davon noch nicht perfekt umgesetzt wurden. Die Idee hinter einem 1-fach Antrieb oder einer Variostütze ist super, allerdings muss auch die Umsetzung stimmen, dass ein echter Vorteil in Form eines zuverlässigen und haltbaren Produktes entsteht. Ich klinge jetzt vielleicht arg negativ, aber ich denke an diesem Punkt kann man nicht kritisch genug sein!

An welchen Produkten hast du bisher mitgewirkt?
Vor meinem jetzigen Arbeitgeber habe ich für zwei Hersteller gearbeitet, Acros Sports und Ghost Bikes. Dort war ich zum Beispiel am Riot-Link Hinterbau beteiligt, dem Ghost AMR Riot und einigen kleineren Komponenten sowie einem ultra-leichten BSA-Innenlager von Acros. Mit dem AMR Riot haben wir letztes Jahr den Design & Innovation Award gewonnen – eine große Ehre! Umso mehr freue ich mich, dieses Jahr selbst in der Jury zu stehen.

Apropos Award – Welche Qualitäten muss ein Award-würdiges Produkt deiner Ansicht nach haben?
Es gibt viel zu beachten! Eine gute Idee kann falsch umgesetzt werden, ein gutes Design kann durch Kleinigkeiten wie unterdimensionierte Lager entwertet werden – bei einem ausgezeichneten Produkt darf so etwas nicht vorkommen, sondern das Gesamtpaket muss stimmen. Einer Definition nach ist Innovation, bestehende Elemente neu zu kombinieren. Für ein gelungenes Produkt, muss jedes einzelne dieser Elemente perfekt sein.

Was erhoffst du dir vom Design & Innovation Award?
Ich hoffe, neue Produkte zu erleben, die mir die Augen öffnen und mich in der Praxis direkt überzeugen können. Ich freue mich auf Produkte, die ich auch in 20 Jahren noch gerne benutzen werde.

No questions, Ruben loves to spend time on his bike
Biker durch und durch

Welche Entwicklung siehst du als “Next Big Thing” im Bike-Bereich?
Mein persönliches “Next Big Thing” ist erstmal die Feierabend Runde – aber das bringt euch wohl nicht weiter, haha! Ich hoffe darauf, dass Produkte in nächster Zeit eher optimiert werden, statt dass jedes Jahr alles neu erfunden wird. Die Bikeindustrie sollte einen Gang runter schalten und lieber bestehende Produkte optimieren und in Details verbessern.

Mehr Infos zum Design & Innovation Award 2015 und den weiteren Jury-Mitgliedern findet ihr hier: dia2015.enduro-mtb.com

Action Fotos: Tim Stevens (Instagram) Portrait Foto: Christoph Bayer


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!