Die Stadt der Sünden hat wahrlich wenig mit E-Mountainbikes zu tun. Dennoch war Las Vegas der Ort, an dem die Kreidler-Crew die Idee für ein neues E-Mountainbike schöpfte, das den “Idealen” der Touristenmetropole in Nevada entsprach: Größer, schneller, weiter und vor allem eines: Spaßig.

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140 Millimeter Federweg, Boschmittelmotor und eine auffällige weiß – perlrote Lackierung mit goldenen Schriftzügen sind die markanten Merkmale, des neuesten Wurfs des deutschen Herstellers Kreidler, der dieses E-Mountainbike nach eben dieser Stadt benannte. Ende September flogen wir nach Las Vegas, um dort das neue Kreidler-Bike auf staubtrockenen Wüstentrails zu testen. Wie sich das Kreidler Las Vegas E-Mountainbike Fully schlagen würde? Das lest ihr im Folgenden.

Las Vegas geizt nicht mit Sinneseindrücken: Es klingelt nach Spiel, riecht nach Hangover und schreit nach Größenwahnsinn und ist vor allem eines: Faszinierend - obgleich man dies als positiv oder negativ interpretieren mag. Kaum einer weiß jedoch, dass es rund um die Stadt hervorragende Trails gibt.
Las Vegas geizt nicht mit Sinneseindrücken: Es klingelt nach Spiel, riecht nach Hangover und schreit nach Größenwahnsinn und ist vor allem eines: Faszinierend – obgleich man dies als positiv oder negativ interpretieren mag. Kaum einer weiß jedoch, dass es rund um die Stadt hervorragende Trails gibt.
Herzstück des Kreidler Las Vegas ist der Bosch Performance Line Mittelmotor mit 250 Watt und einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h. Ohne Abdeckung erhält der Mittelmotor eine aggressivere Optik, die massiven Schrauben und Muttern ergeben leider eine etwas weniger feine Optik.
Herzstück des Kreidler Las Vegas ist der Bosch Performance Line Mittelmotor mit 250 Watt und einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h.

Ohne Abdeckung erhält der Mittelmotor eine aggressivere Optik, die massiven Schrauben und Muttern ergeben leider eine etwas weniger feine Optik. Schön gelungen ist der optisch auffällige, hervorragend integrierte Kettenschutz.

Über die große Fernbedienung am Lenker kann man bequem die Displayinformationen und einen der vier Unterstützungsmodi wählen (ECO / Tour / Sport / Turbo).
Über die große Fernbedienung am Lenker kann man bequem die Displayinformationen und einen der vier Unterstützungsmodi wählen (ECO / Tour / Sport / Turbo).
400 Wattstunden liefert der abnehmbare, am Unterrohr positionierte Bosch Akku.
400 Wattstunden liefert der abnehmbare, am Unterrohr des Kreidler positionierte Akku aus dem Hause Bosch. Das kantige Unterrohr sorgt für eine aggressive Optik.
Federelemente aus dem Hause Magura.
Federelemente aus dem Hause Magura.

Die Federgabel an der Front, sowie der Hinterbau-Dämpfer stammen vom deutschen Hersteller Magura. Die Magura TS 8 R Federgabel besitzt 140 Millimeter Federweg und kommt mit dem DLO³-System, das drei verschiedene Dämpfungseinstellungen “Open-Firm-Lockout” bietet. So kann die Federgabel mit einem Klick am Einstellknopf welcher sich am rechten Gabelholm befindet einfach auf das Terrain angepasst werden. Der Magura TS RC Dämpfer bietet den selben Einstellbereich der Druckstufe: Open-Firm-Lockout.

Die Ausstattung überzeugt mit soliden Shimano XT Anbauteilen: Serienmäßig kommt das Las Vegas 2.0 mit hydraulischen Shimano XT Bremsen mit 180-Millimeter-Scheibe an der Front und 160-Millimeter-Scheibe am Heck. Besonders bei längeren Abfahrten wären auch hier mindesten 180 Millimeter wünschenswert, da so die Bremskraft und Wärmeableitung erhöht würde. Die XT Gangschaltung funktioniert tadellos.

Den neuesten Entwicklungen im Mountainbikesport folgend steht das Las Vegas auf 27.5″ (650 B) Laufrädern. Der größere Durchmesser bringt im Vergleich zu herkömmlichen 26″-Laufrädern entscheidende Vorteile, wie bessere Überrolleigenschaften über Hindernisse, mehr Traktion, bessere Verzögerung und mehr Komfort. Der zu vernachlässigend kleine Nachteil von mehr Trägheit durch die erhöhte Masse an den größeren Laufrädern fällt durch den E-Antrieb überhaupt nicht mehr ins Gewicht.

Als Ausstattungsmanko fällt sofort die Syntace P6 Sattelstütze ins Auge. Bei einem Bike dieser Federwegsklasse würden wir uns auf alle Fälle eine höhenverstellbare Teleskopsattelstütze wie zum Beispiel eine RockShox Reverb wünschen.

Soviel zur Ausstattung - wie schlägt sich das Bike auf dem Trail?
Soviel zur Ausstattung – wie schlägt sich das Bike auf dem Trail?
Solide Fahrqualitäten bergauf!
Solide Fahrqualitäten bergauf!

Das Kreidler Las Vegas 2.0 bietet ein solides Fahrgefühl. Die Sitzposition fällt leicht gestreckt aus, nicht zuletzt aufgrund des mit 100 Millimetern recht langen Vorbaus in Kombination mit dem 715 Millimeter breiten Lenker aus dem Hause Syntace. Bergauf würde ein 10-20 Millimeter kürzerer Vorbau einen Ticken mehr Komfort bieten, bergab deutlich mehr Sicherheit – aber dazu später.
Die Einstellungen “Open-Firm-Lockout” am Magura-Fahrwerk sind einfach, sofort spürbar und effektiv, um bei Anstiegen die Effizienz zu steigern. Während wir die Gabel stets im Open-Modus fuhren, stellten wir den Hinterbau teilweise auf “Firm”, um bei Anstiegen das leichte Wippen der Hinterbaufederung durch die Treteinflüsse zu unterdrücken.

Schneller als gedacht erreichten wir in der glühenden Hitze Nevadas schwitzend allmählich den Gipfel. Der Aufstieg war sportlich, schnell und fordernd, dank der Turbo-Unterstützung des surrenden Bosch-Elektroantriebs aber auch schön spaßig. Die Qualen eines konventionellen Mountainbikes in dieser Hitze zu vermeiden war ein wahrer Segen! Dennoch Zeit für noch mehr Geschwindigkeit und Fahrtwind, nämlich bergab. Zuvor versenkten wir die Sattelstütze im Sattelrohr, um mehr Bewegungsfreiheit für die Abfahrt zu erhalten.

Bergab überraschte das Magura-Fahrwerk mit einer tadellosen Performance: Schluckfreudig und definiert!
Bergab erfreute das Magura-Fahrwerk mit einer tadellosen Performance: Schluckfreudig und definiert!

Das Fahrwerk überzeugte auf voller Länge: Die schluckfreudigen Federelemente verrichteten beste Dienste und sorgten für hohen Komfort. Während die Gabel im Vergleich zum Hinterbau einen Ticken zu linearer war, boten beide dennoch ein gut definiertes Federungsverhalten. Beim Hinterbaudämpfer wünschten wir uns einen etwas breiteren Einstellbereich der Zugstufendämpfung; so absolvierten wir die Testfahrten mit vollständig geöffneter Zugstufe.

Das Handling - Länge läuft!
Das Handling – Länge läuft!

Mit einem Radstand von 1185 Millimetern rangiert das Kreidler Las Vegas in ähnlichen Bereichen wie ein Downhillbike. Was bedeutet das für den Fahrer? Sehr enge, verwinkelte Kurse sind nicht das Lieblings-Metier des Las Vegas, hohe Geschwindigkeiten und flowige Kurse aber schon! Gerade in schnellen Passagen kann man sich auf das Las Vegas verlassen, welches viel Laufruhe und Sicherheit bietet – nicht zuletzt aufgrund des tadellosen Fahrwerks. Wie schon oben erwähnt würden wir uns definitiv einen kürzeren Vorbau wünschen, der für mehr Sicherheit und Kontrolle bergab sorgen würde.

Die Kettenstreben sind mit 455 Millimetern für ein E-Mountainbike mit Boschmotor recht kurz, was auf die recht kompakte Bauweise des Hinterbaus zurückzuführen ist. So sind lediglich leichte Schwalbe Racing Ralph in der schmalen 2.25″ Ausführung montiert. Während diese für gemütliche Schottertouren perfekt sind, kommen die selben im technischeren Gelände (und gerade bei sandigen oder gar matschigen Bedingungen) schnell an ihre Grenzen. Viel Spielraum für einen breiteren Reifen mit hohem, grobstolligerem Profil gibt es jedoch leider nicht.

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Fazit: Das Kreidler Las Vegas konnte die Tester durchweg überzeugen, besonders das exotische Magura-Fahrwerk wusste mit einer hervorragenden Funktion zu überzeugen. Die Ausstattung und die Geometrie sind im Serienzustand auf gemütliche Touren, minimales Gewicht und Leichtlauf ausgelegt, wer ab und zu in anspruchsvollerem Gelände unterwegs ist, der kann mit kleinen Ausstattungs-Veränderungen den Spaß auf dem Trail signifikant erhöhen: Breitere Reifen mit mehr Grip, ein kürzerer Vorbau (80 Millimeter) und dünnere Griffe bewirken Wunder!

Technische Daten:

  • Motor: Bosch Perormance Line, Mittelmotor, 250 Watt
  • Akku: Bosch, 400 Wattstunden
  • Bremsen: Shimano Deore BR-M785, hydraulische Scheibenbremsen
  • Schaltung: Shimano XT, 10-Gang-Kettenschaltung
  • Federgabel/Dämpfer: Magura TS 8 R 140/Magura TS RC
  • Gewicht: 20,1kg
  • Preis: 3.999,90 Euro
  • Text & Foto: Robin Schmitt


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    Über den Autor

    Robin Schmitt

    Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.