Bye bye, Shimano: SCOTT setzt für 2020 im SCOTT Genius eRide auf den neuen Bosch Performance Line CX-Motor mit DualBattery-Option. Dadurch sind bis zu 1.125 Wh Akkukapazität drin. Ist das SCOTT Genius eRide 920 deshalb das perfekte Touren-Bike? Und was kann es auf dem Singletrail?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2020 um 5.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest
Wow – was für eine Lackierung! Das hochwertige Finish des SCOTT Genius eRide 920 verändert seine Farbe je nach Sonneneinstrahlung und ist verdammt sexy. Das sehen wir an einem 5.199 € teuren E-Mountainbike selten und es ist absolute Spitzenklasse in unserem Testfeld. Der Bosch Performance CX ist mit seinem speziellen Cover ebenso wie der Geschwindigkeitssensor sehr gut in den Aluminiumrahmen integriert. Im Vergleich zur Konkurrenz trägt das kantige Unterrohr mit dem internen 625-Wh-Akku aber ordentlich auf, und auch der labbrige Bosch-Ladeport trübt den positiven Eindruck ein wenig. Dafür kann das Genius eRide ebenso wie das Haibike optional einen 500-Wh-Zusatzakku im Rahmendreieck aufnehmen – der nächste Alpencross kann also kommen! Wie man das von SCOTT gewohnt ist, kommt am eRide das TwinLoc-System zum Einsatz – es reguliert das FOX Performance-Fahrwerk mit 150 mm in drei Stufen vom Lenker aus. Durch den zusätzlichen Hebel mit diversen Kabeln wirkt das Cockpit trotz Purion-Display überladen. Geschaltet wird mit der günstigen SRAM SX Eagle, die uns nicht überzeugen konnte. Sie verwaltet die Gänge nicht so schnell und präzise wie die besseren Schaltungen im Test. Doch der Hauptkritikpunkt in der Ausstattung ist die Shimano BR-MT420-Bremse mit Zweifinger-Bremshebel: Trotz 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten ist sie mit Abstand die schlechteste Bremse im Test und bietet für den ernsthaften Einsatz am E-Mountainbike viel zu wenig Bremspower. Die Reifen wiederum gehen absolut klar: Das eRide rollt auf Schwalbe Magic Mary (v) und Hans Dampf (h) in 29” x 2,6”, die ordentlich Grip liefern und mit der Apex-Karkasse für den Einsatzzweck des Bikes auch pannensicher genug sind.
Scott Genius eRIDE 920
5.199 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 75 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel FOX 36 Rhythm 150 mm
Dämpfer FOX Float Performance 150 mm
Sattelstütze Syncros Duncan Droper 150 mm
Bremsen Shimano BR-MT420 4-Kolben 200/200 mm
Schaltung SRAM SX Eagle 1x12
Vorbau Syncros ER2.0 50 mm
Lenker Syncros Hixon 2.0 780 mm
Laufradsatz Syncros X-30S 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf Apex 2,6"
Technische Daten
Größe S, M, L, XL
Gewicht 22,9 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 107 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
Scheinwerfer-Vorbereitung
TwinLoc-Fahrwerk
Bosch DualBattery möglich
Die Geometrie des SCOTT Genius eRide
Im Vergleich zum Testfeld fällt die Geometrie des SCOTT Genius eRide durchschnittlich aus. Einzig die Kettenstreben sind mit 465 mm die längsten im Test und auch das Sattelrohr ist mit 490 mm für die Rahmengröße L sehr lang. In der Ebene ist die Sitzposition genau richtig und super komfortabel. Addiert man noch den optionalen Zusatzakku, steht langen Touren mit dem Genius eRide nichts im Weg! Für ganz lange Etappen auf Asphalt lassen sich Dämpfer und Gabel mit dem TwinLoc absolut ruhigstellen.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Oberrohr | 585 mm | 605 mm | 635 mm | 665 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 125 mm | 135 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 64,8° | 64,8° | 65,0° | 65,0° |
Sitzwinkel | 75,4° | 75,4° | 74,8° | 74,8° |
Kettenstrebe | 465 mm | 465 mm | 465 mm | 465 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Radstand | 1.215 mm | 1.236 mm | 1.258 mm | 1.290 mm |
Reach | 422 mm | 441 mm | 461 mm | 488 mm |
Stack | 627 mm | 631 mm | 641 mm | 650 mm |
Das SCOTT Genius eRide 920 im Test
Beim Verlassen asphaltierter Wege haben wir den TwinLoc nur im Open-Mode genutzt, denn anders als bei den teureren Modellen des Genius eRide aktiviert der Traction-Mode lediglich die Plattform an Dämpfer und Gabel. Daher sind sowohl Dämpfer als auch Gabel auch auf Schotter unnötig harsch und liefern in der Effizienz des Fahrwerks kaum einen Vorteil. Die Geometrie- und Federwegsanpassung der teureren Modelle bietet das Genius eRide 920 nicht. Im Open-Mode generiert das Fahrwerk sehr viel Traktion. Die langen Kettensreben verhindern ein Steigen des Vorderrads und so klettert das Genius eRide super komfortabel und einfach zu manövrieren bergauf. Einziges Problem: Die FSA-Kurbeln sind zwar auf dem Papier nur 165 mm lang, stehen aber sehr weit über die Pedalachse über, wodurch sie leicht an Steinen und Kanten hängen bleiben.
Das SCOTT Genius eRide 920 ist traktionsstark und gutmütig: ein klasse Allrounder.
Geht es bergab, überzeugt das SCOTT Genius eRide 920 mit seinem intuitiven und einfachen Handling. Das niedrige Tretlager positioniert den Fahrer zentral und tief im Bike – vorausgesetzt, er hat lange Beine, denn sonst kann das lange Sitzrohr trotz 150 mm Stützenhub die Bewegungsfreiheit einschränken. Die langen Kettenstreben sorgen trotz hoher Front für eine ausgewogene Lastverteilung zwischen den Rädern. Offene Kurven meistert das SCOTT dadurch genauso spielerisch wie Anlieger und rutschige Schräghänge. „Traktion“ lautet das Zauberwort, denn davon bietet das SCOTT Genius eRide 920 jede Menge! Auch im steileren und ruppigeren Gelände vermittelt das eRide 920 seinem Fahrer mit seinem Fahrwerk und seiner Geometrie richtig viel Selbstvertrauen. Wird es schneller, gibt es aber ein Problem: Die Shimano-Bremse ist viel zu schwach für den ernsthaften Traileinsatz.
Tuning-Tipp: Bremse, z. B. die noch immer günstige Shimano SLX, die viel mehr Bremspower und Kontrolle bietet
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Unser Fazit zum SCOTT Genius eRide 920
Dank DualBattery-Option und hohem Komfort richtet sich SCOTT mit dem Genius eRide 920 in der Tat an Tourenfahrer und Alpencrosser. Aber auch auf dem Trail überzeugt das SCOTT mit klasse Allround-Eigenschaften und einem sehr breiten Einsatzbereich. Einsteiger profitieren ebenso wie versierte Fahrer vom intuitiven und einfachen Handling, lediglich High-Speed-Junkies kommen nicht voll auf ihre Kosten. Die Bremse sollten dennoch alle noch im Laden austauschen lassen.
Tops
- einfaches und intuitives Handling
- klasse Langstreckenkomfort
- Licht und Ständervorbereitung
Flops
- Bremse viel zu schwach
- langes Sattelrohr
- überladenes Cockpit
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2020 um 5.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: CENTURION No Pogo E R2600i (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 140 HPC (Zum Test) | Haibike XDURO AllMtn 3.0 (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Game 4 (Zum Test) | RADON RENDER 10.0 (Zum Test) | Scott Genius eRIDE 920 | Specialized Kenevo Comp (Zum Test) | Trek Rail 7 EU (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Finlay Anderson